Digital Smart

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Hans Fischer galt zu Beginn des Internets als Pionier. Damals zählte er zu den Gründern der Börsenplattform Borsalino. Heute führt er die bonacasa AG und setzt nach wie vor auf die frühzeitige Adaption von Trends und neuen Technologien.

Ein Text von Simone Leitner, erschienen in «bonaLifestyle», Ausgabe 1/2018.

bonalifestyle: Hans Fischer, Sie haben 1998 die Internet-Börsenplattform borsalino.ch, ein Online-Informationsdienst für Privatanleger, mitgegründet und galten als Pionier in der Schweizer IT-Branche. Sind Sie heute digital immer noch ein Vorreiter?

Hans Fischer: So weit vorne wie damals mit borsalino.ch reiten wir mit der bonacasa AG nicht. Da wir barrierefreies Bauen, 24/7-Sicherheitslösungen, Dienstleistungen und Technologie vernetzten, sind zeitgeistige IT-, Logistik- und App-Lösungen aber Grundlage des Erfolges – und damit auch die frühzeitige Adaption von Trends und neuen Technologien.

Hans Fischer

Nun haben Sie für bonacasa eine Logistik-Plattform entwickelt, die unter anderem in Form einer App benutzt werden kann. Ist es immer noch schwierig, solch technisch komplexe Entwicklungen zu kommunizieren?

Die Endkunden erkennen den Nutzen schnell und bestellen zum Beispiel Services via App. Wer das lieber via Telefon macht, darf das natürlich auch. Schwieriger ist es gelegentlich im Partnerbereich. Um vom Megatrend «Wohnen mit Services» zu profitieren, reicht es nicht, eine hübsche Info-App anzubieten. Es braucht erprobte Logistiklösungen, welche möglichst ressourcenschonende Prozesse respektive Dienstleistungserbringung ermöglichen. Ist dies nicht der Fall, sind die Kosten für die Endkunden nicht interessant genug. Der Unterschied zwischen einer simplen App und einer Logistikplattform mit App als grafische -User-Oberfläche ist nicht von vornherein allen klar.

Das heisst, viele Menschen benutzen Apps, wissen aber gar nicht, welch komplexe Technik hinter dieser Oberfläche steckt?

Ja, und das ist im Endkundenbereich auch gut so. Wir haben rund 10 Jahre an unserer Logistikplattform gebaut und ermöglichen damit, wie vorher erwähnt, Dienstleistungen zu erbringen mit möglichst tiefen Endkundenkosten. Wie die einzelnen Räder respektive Bits und Bytes ineinandergreifen, ist aus Kundensicht nicht relevant.

Wenn Sie auf die letzten 20 Jahre zurückblicken, welche digitale Meilensteine haben Sie am meisten beeindruckt?

Es gibt so viele. Aber am allermeisten beeinflusst hat mich persönlich die Verschmelzung von Telefon und Internet. Das hat mein Arbeitsverhalten verändert und ermöglicht viel effizientere und mobilere Interaktionen mit End- und Geschäftskunden.

Wir haben rund 10 Jahre an unserer Logistikplattform gebaut und ermöglichen damit Dienstleistungen zu erbringen mit möglichst tiefen Endkundenkosten.

Hans Fischer, IT-Pionier
bonacasa Smart Home ABB-1f4302e5

Heute können neue Wohnungen smart ausgerüstet werden. Domotik, eine intelligente Gebäudesteuerung, heisst das Zauberwort und erlaubt, eine Verbindung zwischen Elektronik, Physik, Automatisierung, Informatik und Telekommunikation in einem Gebäude herzustellen. Doch nicht einmal Architekten sind immer auf dem aktuellsten Stand. Wer hilft bei einem Neu- oder Umbau?

Grundsätzlich helfen Information und Tests. Wir haben verschiedene Haustechnologiesysteme in Siedlungen eingebaut und getestet. Für Bestandsliegenschaften sind andere Lösungen passend als in Neubauten. Ganz grundsätzlich handelt es sich um ein sehr stark umkämpftes Feld. Nach eingehenden Tests haben wir uns für die «free@home»-Lösung von ABB entschieden, weil sie userfreundlich ist und sich in die 24/7-Notruforganisation und Servicebestellung optimal integrieren lässt.

Einerseits kann mit Domotik die Sicherheit, andererseits der Komfort im Alltag optimiert werden. Ist diese Technik denn überhaupt bezahlbar?

Absolut. Die Zeiten von sechsstelligen Summen für die Installationen, die wegen Fehlfunktionen schon mal Urlaube vermiesen konnten, sind definitiv passé. Wer sich gut informiert und die situativ passende Lösung findet, kann mit Kosten von CHF 1000 bis 2000 je Zimmer durchaus äusserst gute Resultate erzielen.

Zurück in die 1990er-Jahre: Eine einigermassen brauchbare Internetverbindung kostete damals ein Vermögen. Heute sind Höchstleistungen bezahlbar. Welche digitale Errungenschaft, die heute noch sehr teuer ist, wird sich schon bald günstig etablieren?

Alleine unter den Stichworten «Digitalisierung» oder «Künstliche Intelligenz» liessen sich so viele Neuerungen aufzählen, die sich etablieren werden. Wir sind in einer unglaublich dynamischen Zeit, was Innovationen betrifft, die für uns relevant werden. Dass Smart Living günstiger und damit demokratisiert wird, habe ich erwähnt. Neue Technologien, wie zum Beispiel Blockchains, werden unter anderem die Finanzbranche und den Immobilienbereich stark verändern. Von der Projektierung, über die Bauphase bis hin zur Erst- und Wiedervermietung lassen sich viele Prozessschritte künftig via «Smart Contracting» abbilden. Ein logisches Konstrukt, das je nach Projektphase automatisch die optimal passenden Folgeschritte auslöst. Dass Solcherlei auch Ängste bezüglich dem Verlust von Arbeitsplätzen auslösen kann, ist klar. Ich denke aber, dass sich neue Arbeitsinhalte und -formen etablieren werden.

Haben Sie auch Angst vor der Digitalisierung? Dass wir mit zunehmendem Alter nicht mehr mithalten können?

Nein. Wenn ich nicht mehr mithalten kann, wird es Assistenzsysteme geben, die mich stützen und Lücken überbrücken. Das Handling von Technologie wird immer einfacher werden – die Grundlagen aber immer komplexer.

Glauben Sie, dass die Technik in den bonacasa-Wohnungen auch für ältere Menschen bedienbar ist?

Absolut. Wie schon erwähnt, haben wir viele Tests in Siedlungen durchgeführt. Die schlussendlich in der Masse verbaute Technologie -fokussiert auf Stabilität, Sicherheit und vor -allem auch auf Bedienungsfreundlichkeit. Das ist überhaupt kein Problem für ältere Menschen.

Hält uns die smarte Technik vielleicht sogar jung?

Davon bin ich überzeugt. Wer zum Beispiel in der Mobilität eingeschränkt ist, kann dank verschiedenster Medien gedanklich und visuell mobil bleiben. Technik wird sich sehr rasch auch auf Prävention, medizinische Behandlungen und Rehabilitation auswirken. Auf jeden Fall wird die technologische Entwicklung das Leben gefühlt jünger und faktisch länger machen. Die Frage wird aber sein, wer unter welchen Umständen von diesen Entwicklungen profitieren kann.