Eine Frau für alle Fälle
Eine Frau für alle Fälle
Dienstleistungen ermöglichen auch im Alter ein Leben in den eigenen vier Wänden. Susanne Maurer ist Concierge in der bonacasa-Überbauung in Oftringen.
Von Christine Künzler für bonaLifestyle
Jeden Dienstag- und Donnerstagmorgen stellt die bonacasa-Concierge Susanne Maurer ihr klappbares Desk im Alterszentrum Lindenhof auf. Dort ist sie erreichbar, entweder physisch oder mittels einer schriftlichen Nachricht. Ihre Tätigkeit klar zu umschreiben, ist nicht ganz einfach. Sie hat zwar konkrete Aufgaben, wie Altpapier einsammeln und entsorgen, Auskunft erteilen und dafür sorgen, dass «der Aushang» – das Menü des angegliederten Altersheims – rechtzeitig am Brett hängt.
Was sie in der Zeit dazwischen tut, ist jedoch wesentlich wichtiger: Sie ist da für die Freuden, Sorgen und Nöte ihrer rund 100-köpfigen bonacasa-Familie. Hier ein freundlicher Gruss, dort ein klärendes Wort oder ein offenes Ohr – Susanne Maurer nimmt sich für die Altpapier-Runde wesentlich mehr Zeit als notwendig. Denn wenn sie die gebündelten Zeitungen bei den Briefkästen einsammelt, trifft sie immer wieder auf Menschen, die hier leben.
Im Mittelpunkt
«Ich bin ihr Mittelpunkt. Wenn sie etwas nicht wissen, eine Rechnung nicht verstehen oder eine Hilfe zum Putzen brauchen, dann kommen sie zu mir», fasst Susanne Maurer zusammen. «Viele erzählen mir ihre Lebensgeschichte.» Ihre Aufgabe sei es, den Menschen hier «etwas zuliebe zu tun, ihnen den Alltag zu erleichtern und dafür zu sorgen, dass sie sich wohl fühlen». Sie mache das sehr gern, versichert sie, denn sie möge die Menschen, die hier leben. «Die Bewohner schätzen es, wenn man sie versteht und wenn sie sich selber sein können.»
Dass Susanne Maurer eine gern gesehene und wichtige Person ist, zeigt der kleine Rundgang auf dem Gelände der bonacasa-Häuser: Immer wieder wird sie freundlich angesprochen. Bei Bewohnern, die sie seit Längerem nicht mehr angetroffen hat, klingelt sie ab und zu an der Haustüre. Sie versichert sich, dass alles seine Ordnung hat und dass die Technik des Sicherheitsalarms verstanden wird. Das ist wichtig, wenn jemand Hilfe braucht: Die Bewohner können mittels eines Handsenders oder einer Uhr sowie mit einer Anlage an der Wand ihres Wohnzimmers einen Alarm auslösen, wenn sie in Not sind. «Eigentlich kann ich mir für jede Wohnung nur zehn Minuten Zeit nehmen, doch meist dauert es länger, bis mir die Bewohner ihre Freuden und Leiden erzählt haben», hält Susanne Maurer fest.
Auch der Umgang mit dem Tod gehört zu ihrem beruflichen Alltag. «Natürlich geht es mir nahe, wenn jemand stirbt. Doch ich hatte schon als Kind eine natürliche Einstellung zum Tod.» Sie selber habe keine Angst vor dem Tod, «er gehört untrennbar zum Leben».

Hilfe auf Abruf
Die Bewohnerinnen und Bewohner, etwa gleich viele Alleinstehende wie Paare, bleiben gerne in ihren eigenen vier Wänden, wie eine kleine Umfrage zeigt. Vom gemeinsamen Grillfest, das Susanne Maurer im Sommer organisiert hatte, schwärmen jedoch alle. «Ich möchte nun jährlich ein bis zwei Events organisieren und einen Stammtisch einrichten», sagt die Concierge. Die Präsenz der Concierge und kleine Hilfestellungen sind kostenlos für jene Bewohner, die ein bonacasa-Service-Abonnement abgeschlossen haben.
Inbegriffen ist auch die Anbindung an das Sicherheitsnetz. Gewisse Dienstleistungen bietet Susanne Maurer ausserhalb ihrer Präsenzzeit als Concierge an. Dann aber gegen ein Honorar, das in den Richtlinien von bonacasa genau festgelegt ist. So hilft sie etwa einer stark sehbehinderten Bewohnerin beim Sortieren ihrer Post oder liest ihr aus Büchern und Zeitungen vor. Weiter macht sie auf Anfrage Fahrdienst, hilft Bewohnern beim Einkaufen und leistet andere Hilfestellungen. «Mit Freude», wie sie sagt.
Hilfe ist da, wenn man sie braucht.
Edith Stammbach, Kundin von bonacasa

Familie Frieda und Paul Wahlen wohnen seit vergangenem Sommer in ihrer bonacasa-3,5-Zimmer-Wohnung. Es sei ihnen, versichern sie, nicht schwer gefallen, ihr Haus, in dem sie vorher gelebt haben, zu verkaufen und hierher zu ziehen. «Vom ersten Tag an fühlten wir uns hier geborgen. Wir lieben die Helligkeit dieser altersgerechten Wohnung», sagt Frieda Wahlen. Der grosse Garten und die Treppen im Haus, wo sie früher gelebt haben, seien nach dem Hirnschlag ihres Mannes nicht mehr zu bewältigen gewesen, erzählt sie. Wahlens führen ihren Haushalt noch selbstständig. «Ich koche meistens selber.»

Doch dass Susanne Maurer da sei, wenn etwas nicht rund laufe, sei sehr entlastend. «Ich bin froh, eine Ansprechperson zu haben », sagt Frieda Wahlen. «Wir sind hier sehr glücklich und zufrieden», fasst Frieda Wahlen zusammen. «Wir merken es auch daran, dass wir nach einer Reise oder nach einer Ausfahrt gerne wieder hierher heimkommen», schiebt Paul Wahlen nach. «Mir gefällt es gut hier», zieht Edith Stammbach Bilanz. «Ich schätze, dass Hilfe da ist, wenn man sie braucht», sagt sie – mit Blick auf Susanne Maurer. EdithStammbach hat schon einmal erfahren, wie wichtig es ist, ans Alarmnetz angeschlossen zu sein. Als sie mit ihrem Handsender Hilfe anforderte, weil sie gestürzt war, sei nach zehn Minuten jemand da gewesen. «Diese Erfahrung gibt mir Sicherheit und entlastet mich.» Edith Stammbach hat ihr soziales Netz ausserhalb der bonacasa-Überbauung. Sie reist viel und besucht Bekannte. Meist kocht sie selber, ab und zu isst sie im Altersheim – vor allem dann, wenn Braten auf dem Menüplan steht, ein Gericht, das sie für sich allein nicht zubereite. Früher hat Edith Stammbach in einem anderen Alterszentrum gewohnt, dort hat sie sich nicht so wohl gefühlt. Hier schätze sie die Nähe der Geschäfte, der Busstation und die ruhige Lage.
Bequemer Wohnen
Marlies und René Fischer leben hier, weil Marlies Fischer demenzkrank ist. «Sonst würden wir weiterhin in unserem 8-Zimmer-Haus wohnen», stellt er klar. Das Schwimmbad, das Biotop, der grosse Garten – all das sei zu viel geworden, als seine Frau krank wurde, erzählt René Fischer. «Hier ist es wunderbar, alles geht uns bequemer von der Hand», fasst er zusammen. «Die Wohnung ist sehr schön, die Nähe zum Altersheim beruhigend.»
Und dass Susanne Maurer da sei, mache alles einfacher. «Nun hat ein neuer Lebensabschnitt für uns begonnen», zieht René Fischer Bilanz. «Wir haben diesen Schritt freiwillig gemacht, bevor wir dazu gezwungen wurden. Und wir hatten Glück, dass alles so gut geklappt hat. Alles hat gepasst.» Er beklagt sich nicht, dass er seine Frau waschen, anziehen und ihr zu essen geben muss. «Wir waren über 50, als wir heirateten und haben 25 schöne gemeinsame Jahre verbracht», fasst er zusammen. «Ich habe zwei Leben gelebt – eins vorher und eins jetzt.» Im ersten Leben habe er mehrere Autos und Oldtimer besessen und sei Töff gefahren, nun habe er alles verkauft . «Jetzt ist die Autozeit halt vorbei.» Dafür hat er nun Tina, seinen Schnauzer, der ihn in Bewegung hält.

Ab und zu bringt René Fischer seine Frau tageweise ins Altersheim. Hilfe für die Pflege seiner Frau anfordern will er (noch) nicht. «Meine Frau macht die Nacht zum Tag – und umgekehrt, das macht keine Spitex-Hilfe mit.» Doch manchmal kommt er physisch und psychisch an seine Grenzen, denn er hat vor ein paar Monaten eine Hirnstreifung erlitten. Deshalb ist er dankbar, dass er eine Putzhilfe hat und dass er vom Mahlzeitendienst der Pro Senectute profitieren kann.